MASCHINENHAUS M2

Vortrag Vom Risiko der Verknappung von Hans-Jürgen Hafner
im Rahmen der Ausstellung Inhalt von Eberhard Havekost
19. Februar 2017

Henri Gervex, A Session of the Painting Jury, c. 1883 (Detail)

Henri Gervex, A Session of the Painting Jury, c. 1883 (Detail)

Cover, Ausstellungskatalog Inhalt von Eberhard Havekost

Cover, Ausstellungskatalog Inhalt von Eberhard Havekost

Dass es die Kunst ohne Malerei kaum gäbe, leuchtet ein. Ebenso einleuchtend – und anhand der kunstbetrieblichen Realität leicht zu erhärten – ist, dass Malerei sehr wohl ohne Kunst auskommen kann. In dem Fall wäre das eine halt das eine, das andere das andere – hört man so bloß selten. Von Bildern haben wir dagegen in beiden Fällen noch gar nicht erst gesprochen, als kämen sowohl Malerei als auch Kunst selbstverständlich auch ohne Bilder aus. Bilder gibt es andererseits in Hülle und Fülle, ohne dass Malerei oder Kunst dafür noch zuständig wären. Für die Seite der Produktion wie die der Rezeption hat es Konsequenzen, wenn „Bild“, „Malerei“ und „Kunst“ in keinem zwingenden oder gar ursächlichen Zusammenhang mehr stehen, wenn – wie es der aktuelle Sprachgebrauch rund um ‚die’ Malerei nahelegt – eine zur Institution verfestigte Malerei den Zugang zu Bildern wie zur Kunst sogar noch verstellt.
Die Verknappung im Sinne eines emphatischen Für oder Wider ‚die’ Malerei ohne Rücksicht auf ihr Verhältnis zur Kunst wie zu Bildern  birgt also einiges Risiko, über das sich für Malerei-Fans wie Kritiker nachzudenken lohnt – speziell, wenn es der Kunst, ihrem Betrieb und ihren Akteuren zunehmend genügen muss, mit anderen Anbietern auf dem Markt des Visuellen um Aufmerksamkeit zu konkurrieren.

Hans-Jürgen Hafner (geb. 1972) arbeitet als Kunstkritiker, Autor und Ausstellungsmacher und war zuletzt Direktor des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf. Er hat zahlreiche monografische und thematische Ausstellungen konzipiert, u. a. zum Verhältnis von Kunst und Markt, zum Einfluss der Digitalisierung auf die Kunst und zu alternativen kunsthistorisch/kuratorischen Erzählweisen. 2012 und 2013 hat er in einer ersten Retrospektive im Düsseldorfer Kunstverein und am ZKM Karlsruhe das künstlerische Werk des concept art-Pioniers, Musikers und Philosophen Henry Flynt vorgestellt und damit einen zentralen Mosaikstein zur Neubewertung der als „konzeptuell“ kanonisierten künstlerischen Praktiken seit Anfang der 1960er Jahre geliefert. Zusammen mit Gunter Reski ist er Autor und Herausgeber der Text- und Bildanthologie The Happy Fainting of Painting zu jüngeren Malereidiskursen. Zur Zeit arbeitet Hafner an einer Publikation über Henry Flynt und die Rezeptionsgeschichte der concept art.

Der Ausstellungskatalog Inhalt von Eberhard Havekost ist im KINDL und bei Sternberg Press für 28 € erhältlich.