KESSELHAUS

Haegue Yang
Silo of Silence – Clicked Core
10. September 2017 – 13. Mai 2018

Das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst lädt in jedem Jahr eine Künstlerin oder einen Künstler ein, das imposante, zwanzig Meter hohe Kesselhaus mit einer einzigen Arbeit zu bespielen. In diesem Jahr realisiert Haegue Yang mit Silo of Silence – Clicked Core ihre erste institutionelle Präsentation in Berlin.

Als Bildhauerin ist Yang bekannt für ihre Materialvielfalt und verschiedene Arbeitsmethoden. Die von ihr verwendeten Materialien reichen von industriellen Serienprodukten bis hin zu organischen und immateriellen Stoffen wie Gerüchen oder Geräuschen. Ihre bildhauerische Praxis ist häufig arbeitsintensiv und nimmt Bezug auf traditionelles Handwerk. Ihre Ideen bleiben jedoch stets konzeptionell oder metaphorisch. Für ihre Arbeit im KINDL greift Yang auf ein lang erprobtes, für sie typisches Material zurück: herkömmliche Jalousien.  

Das Kesselhaus mit seinen ästhetischen Details, den Spuren und Narben der vorherigen Nutzung als Teil der Brauerei, ist ein typisch post-industrieller Ort, der nun als Kulturstandort eine neue Bestimmung gefunden hat. Die Installation Silo of Silence – Clicked Core besteht aus 154 schwarzen und blauen Jalousien. Sie erinnert an einen riesigen Speicher und nimmt damit direkt Bezug auf den Ort des ehemaligen Industrieobjektes, erscheint aber zugleich auch transzendent. Die äußere Hülle des Zylinders ist in schwarzen Karos gemustert, während die kobaltblaue Spirale im Inneren durch Leuchtstoffröhren betont wird und in Bewegung versetzt ist. Der innere Kern von Silo of Silence – Clicked Core steht für den Prozess der Aktivierung – in Computeranwendungen werden graphische Elemente, die zur Bearbeitung ausgewählt wurden, häufig blau dargestellt. Bereits zum dritten Mal setzt Yang motorisierte Bewegungen in ihrer Kunst ein, dieses Mal statt der choreografierten Bewegung einzelner Jalousien eine einzige, hypnotisierend langsame Gesamtrotation. Silo of Silence – Clicked Core ist ein sich um sich selbst bewegender, zylindrischer Monolith, der in seinen Überlagerungen ein Moiré von Formen und Erinnerungen hervorruft. 

Kuratiert von Andreas Fiedler